linear noise

Film 01 – Zweckfreie reine Forschung – Sequenz IV – SW, 16mm, 2:43:21 min


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Wird die zufällige Anordnung s/w Pixel als Informationstext gelesen, verliert die Bitmap an quadratischer Form und löst sich als Bild auf. Die Aneinanderreihung der Nullen und Einsen stellt Information als Signalfolge in Form einer lesbaren Filmsequenz dar. (C. E. Shannon hat den Gedanken skizziert, das messbare Gebilde Information als Signalfolge zu betrachten) Die kleinste digitale Einheit, das Bit, repräsentiert sich, ohne aber als Einzelbild wahrgenommen zu werden.

Kulturtechniken – Leserichtung von links oben nach rechts unten in der Geschwindigkeit des Films von 24 Pixel/sec. – und Informationstheorie bilden die Basis dieser Arbeit. Neben Text und Bild gilt Ton als dritte Erscheinungsform von Information, woraus die Frage nach dem Klang der Bitmap resultiert.

Die zeitliche Dimension als Voraussetzung ist durch die Übertragung ins Medium Film bereits gegeben. Die s/w Pixel werden als Notation gelesen, wobei der Sound die Bitmap als Informationsträger charakterisiert. Jeder weiße Frame, als Licht aus allen sichtbaren Frequenzen bestehend, ist unterlegt von weißem Rauschen, in der Akustik als Geräusch verstanden, das aus allen hörbaren Frequenzen besteht. In differierender Abfolge ist der Prozess der Informationsübertragung ausgedrückt, assoziativ damit verbunden der Mitteilungscharakter der Bitmap.

Die annähernd stroboskopischen Effekt erzeugende Bildabfolge als Ergebnis einer zufällig generierten Bitmap, erhellt in unterschiedlichen Sequenzen die black box. s/w Felder pulsieren analog mit dem Sound im Raum, der sich bewegend verändert. Das weiße Licht existiert nicht nur als projiziertes Bildfeld, sondern als die gesamte Frontalseite des Raums, der als solcher nur im Moment des Weißen Rauschens vi- suell erfahren wird. Film und Realraum verschmelzen, wenn sich die schwarzen Sequenzen mit dem stillen Raumdunkel vereinen.

0/1 versteht sich als Übersetzung der Bitmap in eine zeitliche, räumliche und akustische Dimension. Dabei wurden die digitalen Daten auf 16mm Filmstreifen ausbelichtet und anschließend gelöscht. Die Information existiert nur noch als linear gelesene Bitmap, analoges Material, das dem natürlichen Alterungsprozess ausgesetzt ist. Die Befassung mit digitaler Information gipfelt im materiellen Aspekt des Filmstreifens. Das Medium Film wird benutzt, im Gegensatz zu Materialfilmen aber nicht thematisiert.

Um so erstaunlicher sind Parallelen zu Filmen, die aus der Auseinandersetzung mit grundlegenden Fragen des Mediums resultieren, wie Peter Kubelkas “Arnulf Rainer” (1958 – 60) und Tony Conrads “The Flicker” (1966), ein Film der die Essenz des Kinos in seiner pursten Form repräsentiert.